Schwarmstrom und Schattenseiten

Kraftwerk zwischen Wein und Wäsche

Die Energiewende wird nicht nur von oben gestaltet – von Politikern und großen Stromkonzernen. Der Wandel passiert auch in den Dörfern, Häusern, Familien. Und er kommt auch von ganz unten: aus Kellern. Zuhausekraftwerk, heißt das Konzept. Der Ökostromkonzern Lichtblick hat den Plan, 100.000 Haushalte in Deutschland mit diesen Mini-Blockheizkraftwerken auszustatten. Sie könnten so viel Strom produzieren, wie zwei Großkraftwerke. Bisher machen 400 Haushalte mit. Zu den ersten gehörte das Berliner Ehepaar Gröhndahl. Team Nord hat sie besucht.


Von wegen erneuerbar – die Kohle kehrt zurück

„Die Rolle der Braunkohle müssen wir – auch als Folge des Atomausstiegs – neu bestimmen,“ sagt Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck. Das Bundesland setzt auf die Braunkohle, als Brückenenergie und als Arbeitgeber. Die Energiewende ist damit auch eine Renaissance der Kohle, die im Tagebau Jänschwalde bei Cottbus sichtbar wird. Team Süd auf der dunklen Seite der Energiewende.

Ein Gedanke zu „Schwarmstrom und Schattenseiten

  1. Der Beitrag über Kraft-Wärme-Kopplung erwähnt mit keinem Wort den Nutzen dieser für die Energiewende unentbehrlichen Lösung, sondern unterfüttert lediglich bestehende Vorurteile.

    Das Thema ist ebenso wichtig wie komplex. Daher hier in aller Kürze einige Klarstellungen:
    Strom wird in Deutschland zum großen Teil in ineffizienten Großkraftwerken aus Kohle erzeugt. Dabei wird ca. ein Drittel der Energie, die in der Kohle steckt zu Strom gemacht. Zwei Drittel der Energie wärmen Umwelt und Flüsse auf. Zusätzlich wird dreimal soviel CO2 emittiert, wie für die Erzeugung des Stroms erforderlich. Das schädigt das Klima und die Umwelt doppelt und ist zugleich sinnlose Verschwendung von Rohstoffen.
    Kann die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme genutzt werden, werden demgegenüber also über 60% der Rohstoffe und CO2-Emissionen eingespart, sowie die Erwärmung der Flüsse vermieden.
    Strom kann also nur dezentral erzeugt werden, wenn wir eine nachhaltige und effiziente Energiewirtschaft wünschen. Nämlich dort, wo Wärme gebraucht wird und das ist in Wohngebieten in Städten und Dörfern und in Gewerbe- und Industriegebieten.
    Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bedeutet genau das: die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme an einem Ort, an dem beides auch genutzt werden kann. Kompakte KWK-Anlagen nennt man Blockheizkraftwerke (BHKW), weil sie Wohnblöcke versorgen. Der Begriff stromerzeugende Heizung bedeutet dasselbe.
    Durch die Vermeidung von CO2 durch Verdrängung von großtechnologischem Kohlestrom ist der Nutzen für das Klima sogar bei Verwendung von Erdgas vergleichbar mit Strom aus Sonne und Wind. Beim Einsatz von Biogas oder Gas aus Sonne und Wind ist der ökologische Nutzen unschlagbar.
    Gas aus Sonne und Wind ist die einzige Mögichkeit, regenerativen Strom in relevanten Mengen zu speichern. BHKW schließen den Kreis, indem sie aus dem Gas wieder Strom machen, wann immer Wärme oder Kälte benötigt wird (BHKWs können auch Kälte erzeugen, dass nennt man dann KWKK, Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung).

    Die Gasmotoren sind sehr gut schallgedämmt. Wenn trotzdem Schall durch die Mauern dringt, kann dem mit verschiedenen Maßnahmen abgeholfen werden. Vermutlich ist beim Einbau irgendwo versehentlich eine Schallbrücke entstanden.
    Null- und Plusenergiehäuser sind Neubauten, diese benötigen nur noch Warmwasser und evtl. an extremen Wintertagen eine geringe Zuheizung. Die weitaus meisten Wohngebäude sind Altbestand, häufig sogar denkmalgeschützt. Durch Wärmedämmung und neue Fenster kann einiges an Wärme im Haus gehalten werden, sofern kein Denkmalschutz vorliegt. Warmwasser und die erforderliche Restheizungswärme wird immer benötigt werden. Ein BHKW kann dann mehrere Gebäude mit Wärme und Strom versorgen. Wird der Strom von den Bewohnern selbst genutzt, kann die Investition durch die eingesparten Stromkosten und verschiedene Förderungen tatsächlich in meist weit weniger als 10 Jahren amortisiert werden – im Gegensatz zu jeder anderen Heizung, die nur abgeschrieben werden kann und keinen Umsatz macht.
    Wer das Geld trotzdem nicht aufwenden kann, wendet sich an einen Contractor. Der übernimmt die Investition und die Betriebsführung. Vertraglich wird vereinbart, wie sich die Kosten für die Wärme zusammensetzen, außerdem können die Bewohner entscheiden, den selbsterzeugten, günstigen Strom zu nutzen. Möglich ist auch, dass das Kraftwerk nach einer vertraglich vereinbarten Zeit an die Eigentümer übergeht, die fortan sehr günstig ihren eigenen Strom erzeugen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Kaj Mertens-Stickel

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