Klimaschutz auf Technobeats

Wir sind zurückgekehrt, in den Ort, in dem unsere Reise begonnen hat: Berlin. Eine Stadt, die junge Leute aus der ganzen Welt anzieht – auch wegen ihrer Clubszene. Exzessiv Feiern, es maßlos übertreiben, das kostet Energie – nicht nur den Nachtschwärmer.

Die rund 300 Berliner Clubs verbrauchen mehr Energie als 10.000 Haushalte. Das geht auch klimafreundlicher, sagen junge Umweltschützer. Sie wollen die Clubbetreiber dazu bringen, mehr für die Energieeffizienz zu tun. Doch sie setzen nicht nur auf Argumente. Ihr Mittel ist der Mob. Wie das geht, hört ihr hier:

„Im Dorf sagen sie, wir haben einen Knall“

Familie Pötting meint es ernst: Ihr Bio-Hof in der Nähe von Paderborn ist ein Umsteigerland in Kleinformat.

„Kommt doch bei uns auf dem Hof auf einen Tee vorbei“, schreibt Anja Pötting auf unseren Blog. Scharmede in Ostwestfalen, das liegt einigermaßen auf unserer Route. Also fahren wir hin und bleiben gleich über Nacht – in einem alten Truppenwagen, den die Pöttings für Gäste im Garten stehen haben.

Rote Sonne überall
Das erste, was wir bei der Ankunft auf dem Hof sehen, ist eine große rote „Atomkraft? Nein Danke“-Sonne. Sie prangt an einer Fahne neben dem Eingang. Dann begegnet sie uns auf Broschüren, auf einer selbstgebastelten Kerze und auf einem Sticker an Luzis Kinderwagen.

Ein Baby, fünf Erwachsene und viele Tiere
Luzi, vier Monate alt, ist der jüngste Spross der Familie Pötting. Zu der gehören außerdem Mama Anja, Papa Marius, OnkelKilian und die Großeltern. Sie alle leben gemeinsam auf dem Hof: mit Kühen, Pferden, Schafen, Gänsen, Hühnern und jeder Menge Energie – eigener Energie.

Eine Umsteiger-Familie
Angefangen hat es mit Opa Pötting, genannt Mampo, der als erster im Dorf eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installierte. 12 Jahre ist das her. Sohn Marius und dessen Frau Anja legten noch einen drauf: weitere Solaranlagen, Elektroauto und Stromwechselpartys mit selbstgebackenem AKW-Kuchen.

Doch der größte Stolz der Pöttings ist – neben Luzi natürlich – ihr eigenes Windkraftwerk. Es steht auf einer großen Wiese in Sichtweite des Hofs. Team Nord ist hinaufgeklettert: Anfangs euphorisch, dann atemlos und am Ende begeistert von der Aussicht.

Den Aufstieg zu hören gibt’s hier

Tag 7: Raser und Schildkröten

Team Süd muss in die Werkstatt, scheitert an einer Erfurter Ladesäule und fährt ausnahmsweise mal schnell. Team Nord genießt das Landleben, steigt ziemlich hoch hinauf und macht Bekanntschaft mit einem besonders langsamen Tierchen.

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Fotos: Sina Fröhndrich, Katharina Hamberger, Thielko Grieß, Axel Rahmlow, Markus Dichmann, Aglaia Dane

Schön durchgepustet

Finger anlecken, in die Luft halten und fachmännisch „Norden“ rufen – das kann jeder. Aber voraussagen, wie morgen der Wind weht und wie Rotorblätter aussehen müssen, damit sie sich optimal drehen – das können nur Experten. Wie die rund 90 Frauen und Männer in Oldenburg, im Forschungsinstitut „For Wind“.

Warum auch Windforscher Schreibtischtäter sind und weshalb wir alle zwei Monate an einem Blackout vorbei schrammen, das erfahrt ihr morgen in Axels Beitrag: 8.40 Uhr im Deutschlandradio Kultur. Aber wie es aussieht, wenn sich Umsteiger in den Windkanal begeben, das könnt ihr jetzt schon sehen: Team Nord mit 50 Metern pro Sekunde Gegenwind. Windforscher Stephan Barth kommentiert.

Video: Stephan Barth

Tag 4: Büroarbeit und Reisefieber

Während sich Team Süd von Sachsen Richtung Bayern bewegt – und dabei viel Zeit mit Laden in Chemnitz, Zwickau, Hof und Wiesau verbringt – hat sich Team Nord einen Schreibtisch in Oldenburg geschnappt und berichtet über die Tücken der Reise mit einem Elektroauto.

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Fotos: Sina Fröhndrich, Katharina Hamberger, Thielko Grieß, Axel Rahmlow, Markus Dichmann, Aglaia Dane

Tag 3: Landleben

Wollschweine, verliebte Schafe, Raps, Mais und Mist – Team Süd und Team Nord haben ihr Reporterglück auf dem Land gefunden. Team Süd bei einer sächsischen Selbstversorgerfamilie, Team Nord im Artland, einer Region, die energieunabhängig werden will.

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Fotos: Aglaia Dane, Markus Dichmann, Sina Fröhndrich, Thielko Grieß, Katharina Hamberger, Axel Rahmlow

Schwarmstrom und Schattenseiten

Kraftwerk zwischen Wein und Wäsche

Die Energiewende wird nicht nur von oben gestaltet – von Politikern und großen Stromkonzernen. Der Wandel passiert auch in den Dörfern, Häusern, Familien. Und er kommt auch von ganz unten: aus Kellern. Zuhausekraftwerk, heißt das Konzept. Der Ökostromkonzern Lichtblick hat den Plan, 100.000 Haushalte in Deutschland mit diesen Mini-Blockheizkraftwerken auszustatten. Sie könnten so viel Strom produzieren, wie zwei Großkraftwerke. Bisher machen 400 Haushalte mit. Zu den ersten gehörte das Berliner Ehepaar Gröhndahl. Team Nord hat sie besucht.


Von wegen erneuerbar – die Kohle kehrt zurück

„Die Rolle der Braunkohle müssen wir – auch als Folge des Atomausstiegs – neu bestimmen,“ sagt Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck. Das Bundesland setzt auf die Braunkohle, als Brückenenergie und als Arbeitgeber. Die Energiewende ist damit auch eine Renaissance der Kohle, die im Tagebau Jänschwalde bei Cottbus sichtbar wird. Team Süd auf der dunklen Seite der Energiewende.

Stürmen, leer trinken und tadaa!

Clubmob ist eine Bewegung, die das Nachtleben grüner machen will.

Zu einem Club gehören laute Musik, Lichteffekte, kalte Getränke. Das kostet Energie, viel Energie. Rund 5.500 Clubs gibt es in Deutschland. Sie alle zusammen verbrauchen in etwa so viel Strom wie 130.000 Haushalte. Eine Gruppe Berliner meint: Es geht auch mit weniger. Ihr Adressat: Clubbetreiber. Ihre Forderung: mehr Energieeffizienz. Ihr Mittel: der Mob. Vor ein paar Tagen war es wieder soweit, im MIKZ, einem Technoclub in Friedrichshain.

Per Slideshow geht’s ins Berliner Nachtleben – klickt einfach auf das Bild!

Fotos: Thielko Grieß und Aglaia Dane

Claudia Kemfert spricht für sich.

Einen Kilometer haben wir geschafft, 41 liegen vor uns.

Claudia Kemfert (Energie-Expertin) © Heidi Michel-Debor

Claudia Kemfert / Foto: Heidi Michel-Debor

Man fährt die Rudi-Dutschke-Straße hinunter, dann rechts in die Friedrichstraße und nach ein paar hundert Metern links einbiegen – schon steht man vor dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Hierher – nach Berlin-Mitte – fährt aber nicht nur die Reporterin mit dem Fahrrad. Auch Claudia Kemfert, Energieökonomin am DIW, erzählt gut gelaunt, dass sie am liebsten zur Arbeit radelt. Ist ja auch keine große Sache an einem sonnigen Frühlingstag.

Deutschland hingegen, meint die 43-Jährige, muss sich auf schwierige Etappen einstellen. Kemfert vergleicht die Energiewende mit einem Marathonlauf  – und das Ziel ist noch lange nicht in Sicht.  

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